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009 | Mainbernheimer Weinbergsnotizen

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Unscheinbare und verborgene Geschichten erleben …
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Wenn heutzutage die Weinernte im Landkreis Kitzingen in vollem Gange ist, erinnert sich kaum jemand, dass auch Mainbernheim, wie aus alten Karten ersichtlich ist, zu den Weinbauorten zählte.

1834 betrug die Weinbergsgröße in Mainbernheim noch ca. 90 ha (zum Vergleich: Rödelsee als bekannter Winzerort hat im Jahr 2022 ca. 110 Hektar). Die Anbaugebiete lagen an der Schecksmühle, am Heßbergplatz und zwischen dem Dornberg an der Hoheimer Grenze und der kath. Kirche im heutigen Wohngebiet „Am Steinberg“. 


1830 werden folgende Weinbergs-Flurnamen genannt: Im Barthel, im Bühl, im Dornberg, in der Eben, im Flößlein, im Gehren, in der Goldgrube, in der Herd, am Heßberg, im Kirchberg, im Mühlberg, im Neuenberg, in der Röthen, im Sand, im Schreiber, im Schulzen, im Seesteig, im Seißel, in der Stricken, im Stumpf, in der Traun, im Wolkenbrunnen und im Ziegenmesser. 1895 betrug die Weinbergsgröße 50 ha und 1955 noch 5,93 ha. Dass der Mainbernheimer Wein mundete, beweist eine Notiz aus dem Jahre 1778. Beim Brand, der den Häcker Friedrich Senftleben betraf, wurden 4 Eimer und 17 Maß Wein getrunken. Bei weiteren Bränden in Sebastians Herbst'ens Scheuer und Peter Rügamer's Haus wurden 7 Eimer und 6 Maß verkonsumiert. Auf einer Schützenscheibe aus dem Jahr 1911 ist zu lesen: Die Mainbernheimer priv. Schützengesellschaft erbittet sich vom liebenden Herr-Gott Feuer-Wein Anno 1811 denn der war, nach Aussage ihrer Voreltern, sehr fein. 


Um die Jahrhundertwende, als die Reblausgefahr zunahm, erlebte der Weinbau im Kitzinger Land einen Rückgang. 1902 fanden Reblaussucher in Fröhstockheim, Iphofen, Mainbernheim, Rödelsee und Sulzfeld Reblausherde. Ganze Weinbergslagen mußten deshalb gerodet werden. Darum fürchteten die Weingärtner die Suchkolonnen noch mehr als die Reblaus selbst. Nach ihrer Meinung ging von den Reblaussuchern die größte Gefahr aus. Die Chronikeintragungen aus jenen Jahren erzählen von dem Schrecken, den die Suchkolonnen verbreiteten. 1907 sind der unheilvollen Tätigkeit der Reblauskommission eine Anzahl der schönsten Weinberge in den Iphöfer, Mainbernheimer und Sickershäuser Lagen zum Opfer gefallen. Besonders in Mainbernheim und Sickershausen hat man den Weinbau fast ausgerottet. 


Erst 1914, als der 1. Weltkrieg begann, wurden die »Reblaussucher« vertrieben. Wörtlich ist zu lesen: »Vielleicht entwickeln sich nun unsere armen Träubchen in Ruhe«. Mit der Flurbereinigung erlosch auch der Weinbau in Mainbernheim. Vereinzelt wurden beim Hausbau im Baugebiet Steinberg noch Rebstöcke gefunden. Der rückläufige Weinanbau wirkte sich auch auf das Büttnerhandwerk nachteilig aus. Noch heute erinnert die Büttnergasse an die eigenständige Büttnerzunft in Mainbernheim, in der im Jahr 1816 noch 11 Büttner zusammengeschlossen waren. Ferdinand Weigand war der letzte Büttner in Mainbernheim, der den Handwerksberuf noch bis zum Jahre 1963 ausübte. 


Mainbernheim hat den Weinbau wieder aufgegriffen und besitzt 2022 am Dornberg einen Weinberg mit 4.379 qm, den die Stadt bewirtschaften lässt. Ca. 51.660 qm Weinbauflächen befinden sich in privater Bewirtschaftung. Auch am Mühlberg legte das Mainbernheimer Weingut Schalk & Rausch 2020 einen Weinberg mit ca. 3.000 qm neu an. (Quellennachweis: »Im Bannkreis des Schwanbergs«, Repro: Kurt Kraus)

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